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Krampusmasken schnitzen: Wir schauen Bernhard Reiter aus Faistenau über die Schulter

Ende November geht es bereits los. Dumpfes Glockenläuten und wildes Gebrüll sind die ersten Zeichen dafür, dass bald der Nikolaus mit seinen grimmigen Begleitern den Krampussen kommt. Doch woher stammen die kunstvoll gestalteten Krampusmasken? Wir haben Bernhard Reiter in seiner Werkstatt in Faistenau besucht.

Der Krampus kommt traditionell mit dem Nikolaus

Rund um den Nikolaustag, dem 6. Dezember, finden in der Fuschlseeregion die großen Krampusläufe statt. Mit kunstvoll geschnitzten Holzmasken, zerzausten Kostümen aus Fell, wilden Hörnern und lauten Schellen treiben die garstigen Gestalten in allen Gemeinden ihr Unwesen. Nikolaus und Krampus sind aber auch von Haus zu Haus unterwegs. Während der Nikolaus bei den Hausbesuchen Gaben und kleine Geschenke für die Kinder bereit hält, lehren die Krampusse jene Kinder mit der Rute das Fürchten, die übers Jahr nicht „brav“ gewesen sind.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Krampus und Percht?

Krampusse sind nicht dasselbe wie Perchten. Krampusse sind die Begleiter des heiligen Nikolaus. Die Perchten treten traditionell rund um den 5. Jänner zur letzten Raunacht in Erscheinung und vertreiben die Wintergeister.

Diese traditionellen Bräuche sind wichtig, denn sie sind Teil einer gelebten Kultur und begleiten die Menschen in der Fuschlseeregion durchs ganze Jahr. Damit diese Traditionen lebendig bleiben, braucht es Menschen, die sie aktiv pflegen. Einer von ihnen ist der Faistenauer Krampusmaskenschnitzer Bernhard Reiter, dem wir in seiner Werkstatt in Faistenau über die Schulter schauen durften.

Bernhard Reiter: Der Mann hinter den eindrucksvollen Krampusmasken

Tagsüber arbeitet er als Techniker. Abends findet man Bernhard in der Werkstatt beim Schnitzen oder im Kreise seiner Familie. Das Schnitzen hat Bernhard Reiter schon immer Spaß gemacht. Früher war der gebürtige Kuchler auch selbst als aktiver Krampus mit der Göll-Pass unterwegs. So war es nur eine Frage der Zeit, dass er sich selbst an einer eigenen Holzmaske ausprobierte. Im Jahr 2013 hat der junge Familienvater schließlich seine erste Krampusmaske aus Holz fertiggestellt. Stolz präsentiert er sein Erstlingswerk und erzählt mir mehr über seine Leidenschaft und die Handwerkskunst des Holzmaskenschnitzens für Krampusse.

Handgeschnitzte Holzmasken mit schaurigem Charme: Die Kunst von Bernhard Reiter aus Faistenau

Am Anfang steht ein gutes Stück Holz. Bernhard verwendet am liebsten Zirbelkiefer oder Weymouthskiefer, wobei ihm das Zirbenholz am besten gefällt, weil sie so gut riecht. Beide Holzarten sind weich und lassen sich gut bearbeiten. Zuerst wird mit der Motorsäge das grobe Profil der Krampusmaske aus dem Holz herausgesägt. Schaut man sich den Rohling an, erkennt man schon die ersten Züge der späteren „Krampei-Loafn“.

Im nächsten Schritt werden die ersten Gesichtszüge mit dem Bleistift aufgetragen. Er arbeitet sich vom Groben zum Feinen vor. Dabei helfen ihm auch Schablonen aus Pappe, um z.B. die Ohren symmetrisch zu gestalten: Und dann geht es los. Mit Schnitzmesser und Holzschlegel wird der eingespannte Rohling bearbeitet. Schon bald lassen sich gröbere und feinere Gesichtszüge erkennen.

Stunden der Hingabe: Jede Maske ist ein einzigartiges Meisterwerk

Mit prüfendem Blick untersucht Bernhard immer wieder das Holzstück, aus dem die Holzmaske entsteht. Es dürfen keine ungewollten Risse im Holz entstehen. Dazu muss zum Beispiel der dunkle Rand des Holzstücks entfernt werden. Obwohl Zirbenholz als „weiches“ Holz gilt, ist das Schnitzen einer Maske harte Arbeit, die viel Kraft und Fingerspitzengefühl erfordert. Außerdem werden für eine Maske viele Arbeitsstunden benötigt. Wie viele, ist schwer zu sagen, denn jede Maske ist ein Unikat.


Ich mag nicht zu viel Blut auf den Masken, auch wenn die Krampusse wie Zombies aussehen, das hat mit Tradition nicht mehr viel zu tun.
Bernhard Reiter, Krampusmaskenschnitzer

Wenn die Krampusmaske zum Leben erwacht

Nach der filigranen Schnitzarbeit an der Maske werden die Augen eingesetzt und die Hörner an der Krampusmaske befestigt. Nun wird die Holzmaske noch kunstvoll bemalt und erhält so ihren ganz eigenen Charakter. „Ich mag nicht zu viel Blut auf den Masken, auch wenn die Krampusse wie Zombies aussehen, das hat mit Tradition nicht mehr viel zu tun“, so Bernhard über manche Trends, die er bei den Krampusumzügen beobachtet.

Dann hat das Warten ein Ende: Die Übergabe an die neuen Besitzer ist besonders spannend. Denn erst mit dem kompletten Krampusgewand und in der Pracht der ganzen Krampusgruppe kommen die holzgeschnitzten Krampusmasken von Bernhard Reiter so richtig zur Geltung. Bei meinem Besuch waren drei Burschen der Lidauberg-Teifin zu Besuch, die von Bernhard Reiter ausgestattet wurden - hier zeigen sie sich in voller Pracht!

Krampus-Nachwuchs in der Fuschlseeregion: Eine lebendige Tradition!

Um den Krampus-Nachwuchs braucht man sich in der Fuschlseeregion keine Sorgen zu machen. Der Krampusbrauch ist sehr beliebt und so gibt es mittlerweile zahlreiche Krampusgruppen in der Region. Meist schließen sich junge Burschen ab 10 Jahren zusammen und starten mit Gummimasken und einfachen Kostümen.

Die Krampusmasken der Lidauberg-Teifin aus Faistenau

So war es auch bei Fabio Mösenbichler, Patrik Remis und Lukas Schmeißner aus Faistenau. Wenn die Leidenschaft bleibt, kommt schnell der Wunsch auf, als Gruppe mit einem einheitlichen  Erscheinungsbild aufzutreten. So gründeten die Burschen gemeinsam mit einigen Freunden die Lidauberg-Teifin. Um als Gruppe erkennbar zu sein, kümmerte man sich um ein einheitliches „Krampei-Gwand“ und landete schließlich beim Krampusmaskenschnitzer Bernhard Reiter. Er hat dieLidauberg-Teifin mit den schaurigen Holzmasken ausgestattet. Wir freuen uns schon darauf, die Lidauberg-Teifin mit den schaurigen Masken von Bernhard Reiter bei einem der Krampusläufe in der Fuschlseeregion bewundern zu können!

Alle Krampus- & Perchtenläufe der Fuschlseeregion

Redakteurin: Melanie Deisl

Reisebloggerin Melanie reist gerne in ferne Länder und liebt ganz besonders ihre Heimat – die Fuschlseeregion und das Salzkammergut. Auf ihrem Reiseblog urlaubsgeschichten.at zeigt sie, dass man auch auf kurzen Reisen und Ausflügen einzigartige Erfahrungen sammeln kann.