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"Jedes Jahr im März packt mich das Almfieber"

30 Almsommer sind für Bio-Bäuerin Lisi Matieschek noch lange nicht genug…

Lisi Matieschek kann einfach nicht genug bekommen: Vom Leben auf der Alm. Wenn es ein „Alm-Gen“ gibt, dann hat die 52-Jährige dieses ganz gewiss vererbt bekommen. Sie lacht, wenn sie zugibt: „Der Winter ist ruhiger, aber der Sommer ist schöner. Jedes Jahr im März packt mich das Almfieber. Da fange ich schön langsam an, in den Schubladen zu stöbern und schon den Schmuck für die Kühe herzurichten. Da gibt’s kein Mittel dagegen.“ Muss es auch nicht, denn ohne die engagierte und fleißige Bio-Bäuerin aus Hintersee wäre die Mayerlehenhütte auf der Gruberalm nur halb so schön. Und Wanderer würden auf der 1.036 Meter hoch gelegenen Alm im Talschluss des Lämmerbachs weder in den Genuss der feinen Bauernkrapfen noch des köstlichen „bio-fairen“ Almfrühstücks kommen.

Der Kaiser bekam einen Schmarrn

Dreißig Almsommer hat Lisi Matieschek schon auf der Mayerlehenhütte verbracht: Den ersten mit nur 14 Jahren im Jahr 1978. Einsam hat sie sich da oben nie gefühlt, auch nicht gefürchtet: Weder in den stockdunklen Nächten noch bei Gewittern. „Ich war schon als Kind glücklich auf der Alm. In Schule konnte ich mich ganz schlecht konzentrieren, weil ich gedanklich immer auf der Alm war. Das war für die Noten natürlich nicht ganz so gut“, schmunzelt die fünffache Mutter. „Mein Urgroßvater hat die Alm 1900 gekauft; seither befindet sie sich in Familienbesitz und wurde durchgehend bewirtschaftet. Es waren immer die Frauen, die den Sommer auf der Alm verbrachten. Meine Großtante – die Moarleh’n Nani – hat sogar schon dem Kaiser Franz Joseph einen Kaiserschmarrn serviert, als der in Hintersee auf die Jagd ging.“ 
Auch in den ersten Sommern, die Lisi Matieschek auf der Alm verbrachte, waren es vorwiegend Jäger, Holzknechte und Förster, die dem jungen Mädel einen Besuch abstatteten. „Die haben von mir was zu trinken bekommen und wir haben geratscht“, erinnert sie sich. „Ansonsten hatte ich ganz viel Zeit zum Häkeln und Stricken. Die fehlt mir inzwischen gänzlich.“ 

© Holleralm Pofesen (c)Fuschlseeregion-Langegger
Holleralm Pofesen mit Holunderblüten dekoriert auf einem Tisch (c)Fuschlseeregion-Langegger

Sogar der richtige Mann kam auf die Alm

 

Viel Arbeit brachte das Almleben immer schon mit sich. „Die erste Zeit war prägend. Da habe ich mir zwei bis drei Wecker gestellt, damit ich auch wirklich um halb zwei in der Früh aufwache. Ich musste die Kühe eintreiben und von Hand melken – egal bei welchem Wetter. Das Stromaggregat haben wir erst 1995 bekommen. Mein Vater kam dann um fünf Uhr auf die Alm, um die Milch zu holen“, erinnert sie sich. „Als Jugendliche war ich noch in der Musikkapelle. Da bin ich dann in der Nacht mit dem Traktor auf die Alm zurück gefahren.“ Wenn Lisi Hilfe brauchte – etwa weil ein Kuh kalbte – rannte sie zu Fuß von der Alm zum ersten Bauernhof: Dort durfte sie das Telefon benutzen und ihre Eltern anrufen. Auf der Gruberalm gibt es weder Strom, Licht noch Telefon. In den großen Ferien kam ihre kleine Schwester, um bei der Heuarbeit mitzuhelfen. Ansonsten war das Mädel auf sich gestellt. Abgeschreckt hat sie das nie. Ganz im Gegenteil: Irgendwann hat sie ihren Berufswunsch, Schneiderin zu werden, ad acta gelegt und den elterlichen Hof übernommen. Sie wurde Bäuerin. Ihren Mann Werner hat sie auch auf der Alm kennengelernt. Das erste Mal kam der mit ein paar Freunden zum „Hirschlos’n“, die weiteren Mal kam er wegen Lisi.

Köstliche Almschmankerl - täglich von Hand gemacht

Bedeutete das „Almgehen“ früher vor allem eine Futter- und Arbeitsersparnis für die Bauern im Tal, entwickelte sich ab Mitte der 1980er Jahren der Wandertourismus im Salzburger Land. „Die Wanderer wurden für uns ganz wichtig, um die Alm aufrecht erhalten zu können“, betont Lisi Matieschek. „Wir brauchen die Gäste hier oben und mit unserem Angebot, dem Erlebnisprogramm ‚Schule auf der Alm‘ und den Kräuterwanderungen wollen wir vermitteln, wie wichtig die Almwirtschaft ist.“

Seit Naturliebhaber, Urlauber und Wanderer die Alm als „Sehnsuchtsort“ entdeckt haben, bleibt Lisi Matieschek weit weniger Zeit zum Stricken oder Häkeln. Die Arbeit ist noch genauso beschwerlich wie vor vierzig Jahren – Licht gibt es immer noch keines und Strom nur zum Melken. Doch neben dem Melken und der Verarbeitung der Milch zu Käse, Butter und Joghurt sorgt sie nun auch Tag für Tag dafür, dass Wanderer gut verköstigt werden. Und dafür ist die Mayerlehenhütte weitum bekannt: Für die feinen Bauernkrapfen, das Hollerkoch, die Bärlauchsuppe, die ofenfrischen Pofesen, das Almkräuterpesto, die Leberknödel, die Brettljause mit Speck vom eigenen Mangalitza-Schwein und den Schweinsbraten, den es ausschließlich am Sonntag gibt.

Die Kinder haben im Wasserfall gebadet

„Ich mache noch heute alles von Hand und es gibt auch nur hausgemachte Schmankerl“ betont die Almbäuerin, die von Anfang Juni bis Mitte September mit dem gesamten Hausstand auf die Alm übersiedelt. „Wenn ich unsere 18 Kühe um fünf Uhr früh zum Melken eintreibe, pflücke ich oft schon die ersten Kräuter, die ich dann zu Melissen-, Schafgarben- oder Waldmeistersirup verarbeite.“ Das Anheizen des Holzofens gehört zu den ersten Tätigkeiten nach dem Melken, denn ohne warmes Wasser geht gar nichts. „Bevor die ersten Wanderer so um zehn Uhr kommen, gehört das Frühstück mit meinem Mann zur schönsten Stunde des Tages. Die gönnen wir uns ganz bewusst, bevor es dann losgeht“, schwärmt Lisi Matieschek. Während ihr Mann Werner zur Arbeit fährt, bleibt Lisi auf der Alm. Früher wohnten auch die Kinder mit oben. Die fuhren dann mit den Rädern in die Schule und mittags wieder zurück auf die Hütte. Geduscht wurde im Wasserfall und „die Schultaschen lagen dann irgendwo am Weg herum“, erinnert sich Lisi lachend. Nur neun Sommer hat sie sich „Babypause“ gegönnt.

Hier wird die Alm zum Erlebnis

Hier wird die Alm zum Erlebnis

 

Auch heute noch sind Kinder auf der Mayerlehenhütte, die zu den „Holleralmen“ in der Fuschlseeregion zählt, herzlich willkommen. Lisis Mann Werner ist ausgebildeter Kräuterpädagoge und Natur- & Landschaftsführer. Im Rahmen des Erlebnisprogrammes „Schule auf der Alm“ verbringen oft Schulklassen ihre Projekttage hier oben: Sie helfen beim Melken, lernen Joghurt herzustellen und schlafen im Heu. Im Rahmen des Genussweges „Via Culinaria 4kids“ werden geführte Almkräuterspaziergänge für Kinder angeboten: Im Anschluss daran wird aus den gesammelten Kräutern Pesto hergestellt. „Die Kinder lernen, wie wichtig die Bewirtschaftung der Almen ist“, betont Lisi Matieschek. „Hätten wir keine Tiere hier oben, würde man von den Weideflächen sehr schnell nichts mehr sehen: Die Kühe, aber auch die Ziegen sorgen dafür, dass dieser uralte Kulturraum erhalten bleibt.“ Es sind Themen, die Lisi und ihren Mann bewegen: Und sie finden immer Zeit, um mit ihren Gästen über dieses und vieles andere zu plaudern. Nur am späten Nachmittag verschwindet die Almbäuerin für eine Stunde, um ihre Milchkühe ein zweites Mal zu melken. Und wenn das Tageslicht am Abend dann schwindet, macht sich auch bei ihr die Müdigkeit eines langen Tages bemerkbar. Wie gut, dass es kein Licht gibt auf der Mayerlehenhütte gibt. Wenn’s dunkel wird, ist das Tagwerk auf der Alm beendet. Ganz so wie’s früher war.